Von Anette Henkels, 04.05.2021

Steigt die Zahl der Befürworter für Springe, oder steigt die Zahl der Befürworter aus Springe?

Die Diskussion zum möglichen Standort für den neuen Wertstoffhof sollte ohne Lokalpatriotismus, an Fakten orientiert und Ergebnis offen geführt werden.
Und bevor jemand anführt, es sei ja klar, dass ich Argumente pro Standort Eldagsen anbringe, weil ich nahe Mittelrode leben – wir fahren täglich direkt am Wertstoffhof in Springe vorbei und hätten keinen Vorteil.

Die Argumente für einen Standort in der „Kernstadt“ wurden mehrfach ausführlich in der Presse dargelegt.

Jede Medaille hat aber zwei Seiten und ich möchte hier die zweite Seite beleuchten…

Zunächst muss festgehalten werden, dass ein Full Size Hof auf Springer Stadtgebiet ein großer Vorteil für alle Bürger wäre. Ob nun am Standort Springe oder Eldagsen!
Denn damit entfallen weite Fahrten (20-40 km) um Wertstoffe zu entsorgen, die in Springe nicht angenommen werden.

Die Bauphase wird 1 Jahr betragen. Wird in Springe gebaut, heißt das 1 Jahr ohne Hof. Bei Bau in Eldagsen kann Springe parallel weiterlaufen.

In Eldagsen stehen 9.500 qm, die bereits als Industrie- und Gewerbefläche gewidmet sind, sofort zur Verfügung. Es gäbe keine Zeitverzögerung durch Artenschutzgutachten, Änderung des Flächennutzungsplanes… Am Gelände des Regiobusdepots sind problemlos 2-3 getrennte Zufahrten möglich, für gefahrlose Anlieferung und Abtransport und saubere Trennung von Lkw und PKW Verkehr. Die Oppelner Straße in Springe wird immer einzige Zu- und Abfahrt sein und mit Erweiterung des Hofes und damit des ‚Sortiments‘ an Abfällen noch stärker frequentiert werden.

Falls der neue Hof in Eldagsen entsteht, werden für Bürger der „Kernstadt“ und Altenhagens weitere Wege anstehen und damit verbunden auch mehr CO2 Ausstoß . Weite Wege zum Beispiel nach Lahe entfallen und die Anfahrt für Bürger (rund 50%) aus vielen Ortsteilen würde kürzer und damit CO2 eingespart.
Eldagser Bürger würden vermehrt das Rad nutzen, Springer Bürger könnten das nicht mehr.
(Vielleicht kann ein findiger Fachmann eine CO2 Bilanz schätzen?)

Bei all den Umweltschutz Argumenten wurde bislang überhaupt nicht aufgeführt, dass ein Full Size Hof in Springe nur realisierbar ist, wenn unter anderem eine (Feucht-?) Wiese direkt angrenzend an die Haller bebaut wird.   Endet hier das Umweltbewusstsein?
Nur die Hinzunahme dieser Wiese und eines Streifens des Bauhofs schaffen genügend Platz für einen Full Size Hof.
In Eldagsen ist der Platz vorhanden und auch bereits als Gewerbefläche vorgesehen.

Es sieht so aus, dass die Region das Projekt Full Size Hof auf jeden Fall realisieren wird. Wenn wir diesen in Springe nicht umsetzen können und in Eldagsen nicht wollen, könnte er im ungünstigsten Fall in einer Nachbarkommune gebaut werden könnte.

Man sollte Bürgermeister Springfeld glauben, wenn er versichert, dass alle denkbaren Alternativstandorte im Gebiet der ‚Kernstadt‘ untersucht wurden und diese entweder nicht geeignet waren, oder die Eigentümer nicht zum Verkauf bereit.

Bei einer Entscheidung für Eldagsen würde der PKW Verkehr im Ort zunehmen.  Jedoch wird dieser durch den Wegfall des regen Busverkehrs mit der anstehenden Schließung des Regiobus Depots kompensiert. Von Bürgern aus Eldagsen sind bislang keine verkehrstechnischen Bedenken bekannt.

Ganz und gar unschön, um nicht zu sagen unwürdig, finde ich persönlich schon immer die Lage des Obdachlosen- und Asylantenheimes in Springe direkt neben der Abfallentsorgung. Menschen, die sich sowieso schon in einer Notlage befinden, sind hier Abgasen, Lärm, Tag und Nacht dem Klirren an den Altglascontainern, Dreck und Gestank ausgesetzt. Flüchtlinge und hilfsbedürftige Menschen leben in Nachbarschaft zu unserem Abfall am Stadtrand. Deren Kinder spielen neben (und vermutlich auch mit) dem Müll, der nachts vor den geschlossenen Toren des Wertstoffhofes wild entsorgt wird.

Durch den Abzug des Regiobus- Depots aus Eldagsen wandern viele Arbeitsplätze (Reinigungskräfte für die Busse, Werkstattmitarbeiter, Verwaltung) und Kaufkraft aus dem Ort ab. Die Errichtung eines Wertstoffhofes könnte einen Ausgleich schaffen, indem Bürger die Ablieferung ihrer Wertstoffe mit einem Einkauf z.B. im Supermarkt/ Discounter, Optiker, Raiffeisenmarkt, Baumarkt etc. verbinden.  Der Vorteil des Geschäftsinhabers in Eldagsen ist der Nachteil des Geschäftsinhabers in Springe und umgekehrt. Da kämpft natürlich jeder Ortsrat für seinen Standort.

Zum Schluss ein weiterer Gedanke:

Die Grüngutannahme scheint in der Diskussion ein besonderes Gewicht zu haben. Die Grüngutannahme ist keine originäre Aufgabe der aha! Organisiert bislang vom Maschinenring + Vertragslandwirten, die aber durch die neue Düngeverordnung ein Problem mit der Entsorgung auf dem Acker haben.
Eigentlich sieht die Verordnung eine Eigenkompostierung von Grünabfällen durch den Grundstückseigentümer vor.
Und auch hier sollte der Umweltgedanke greifen! Mit der Nagelschere gepflegte Gärten sind out 😉  Lasst den Insekten und Kleintieren das Laub + verrottende Stauden und der Rasenschnitt ist prima für die Humusbilanz 😉 Ein Komposthaufen ist Lebensraum. Muss man wöchentlich zum Wertstoffhof?

Es müssen also viele Aspekte bei der Standortwahl bedacht werden. Grundstückspreise, Verkaufsbereitschaft von Eigentümern, Verbraucherverhalten, Artenschutzgutachten, Verkehrsströme (CO2), Kostenschätzungen, Sicherheitsgedanken beim Rangieren mit Containern usw. usw.

Viele Argumente pro Standort Springe wurden in letzter Zeit in der Presse diskutiert. Vielleicht habe ich noch einmal einige andere Gedanken hinzufügen können. Die Entscheidung wird auf Regionsebene getroffen und wir sollten uns vor Ort nicht auseinanderdividieren lassen, sondern die bestmögliche Lösung unterstützen. Welche das ist, wird zurzeit erarbeitet.